Emailbügelfibel
Riha Typ 5.17.5
oder Feugère Typ 26b1
oder ganz präzise
Callewart Typ II.C.2.f
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Markus Wehmer 28.10.2023
Hier ein kleiner Fundbericht, welcher im Frühjahr in der "Archäologie in Deutschland" erscheinen wird:
Römische Emailbügelfibel aus Einbeck
Im Frühjahr 2022 wurde südwestlich von Einbeck ein ganz besonderes Fundstück auf einer bekannten Siedlungsstelle der Römischen Kaiserzeit entdeckt, welche sich auf einer Terassenkante der Ilme, einem westlichen Zufluss der Leine, befindet und vom zertifizierten Sondengänger Magnus Kliewe systematisch im Auftrag der Kommunalarchäologie der Stadt Einbeck mit dem Metalldetektor prospektiert wird.
Es handelt sich um eine römische Emailbügelfibel mit Hülsenscharnier und geteiltem Bügel der Variante Riha 5.17.5 bzw. Feugère Typ 26b1 oder Callewaert Typ II.C.2.f. Die bis auf die Nadel vollständig erhaltene Fibel besitzt eine Länge von 45 mm sowie eine Breite von 22 mm und gehört damit ins obere Größenspektrum dieses Fibeltyps.
Die trapezoide, beinahe dreieckige und an den Rändern profilierte Bügelplatte trägt ein großes, einfarbiges Feld aus Emaille, von welchem sich aber nur wenige Reste erhalten haben.
Der Fibelfuß ist in Form eines Tierkopfes ausgebildet. Derartige Tierkopffüße kommen ausschließlich bei Emailfibeln vor und können aufgrund des unterschiedlich starken Abstraktionsgrades selten genauer bestimmt werden, weshalb meist nur eine allgemeine Identifikation als Reptil erfolgt. Der Tierkopffuß des Einbecker Exemplars wird durch eine X-förmige Einkerbung gegliedert und besitzt ein Paar eingepunzte Ringaugen sowie drei Reihen aus bogenförmigen Punzierungen, welche Schuppen darstellen sollen. Die sehr markante Nasenpartie und das schnabelartige Maul ermöglichen eine sichere Bestimmung als Schildkröte. Ähnlich detailreiche Tierkopffüße sind von einer Fibel aus dem gallorömischen Heiligtum Chastelard de Lardiers in den südostfranzösischen Seealpen sowie von einer Fibel aus der römischen Kolonie Augusta Raurica (heute Augst und Kaiseraugst in der Nordschweiz) überliefert.
Die Einbecker Emailbügelfibel kann über Vergleichsfunde in das Ende des ersten sowie in die erste Hälfte des zweiten Jahrhunderts datiert werden und gehört damit dem späten Abschnitt der älteren Römischen Kaiserzeit (Stufe B2) an. Ein völlig identisches Exemplar ist aus Grab 148 in Rheinzabern bekannt.
Emailbügelfibeln treten in den römischen Provinzen als ziviler Gewandschmuck häufig und variantenreich von den westlichen Provinzen (Narbonensis) bis in Donaugebiet (Pannonien) auf. Im Barbaricum hingegen sind sie ausgesprochen selten.
Es zeichnet sich bislang weder eine Produktionsstätte noch ein eng begrenztes Verbreitungsgebiet ab, wenngleich die meisten veröffentlichten Vergleichsstücke aus dem Gebiet zwischen Seine, nördlichem Alpenrand, Rhein und Nordsee stammen.
Riha Typ 5.17.5
oder Feugère Typ 26b1
oder ganz präzise
Callewart Typ II.C.2.f
Römische Emailbügelfibel aus Einbeck
Im Frühjahr 2022 wurde südwestlich von Einbeck ein ganz besonderes Fundstück auf einer bekannten Siedlungsstelle der Römischen Kaiserzeit entdeckt, welche sich auf einer Terassenkante der Ilme, einem westlichen Zufluss der Leine, befindet und vom zertifizierten Sondengänger Magnus Kliewe systematisch im Auftrag der Kommunalarchäologie der Stadt Einbeck mit dem Metalldetektor prospektiert wird.
Es handelt sich um eine römische Emailbügelfibel mit Hülsenscharnier und geteiltem Bügel der Variante Riha 5.17.5 bzw. Feugère Typ 26b1 oder Callewaert Typ II.C.2.f. Die bis auf die Nadel vollständig erhaltene Fibel besitzt eine Länge von 45 mm sowie eine Breite von 22 mm und gehört damit ins obere Größenspektrum dieses Fibeltyps.
Die trapezoide, beinahe dreieckige und an den Rändern profilierte Bügelplatte trägt ein großes, einfarbiges Feld aus Emaille, von welchem sich aber nur wenige Reste erhalten haben.
Der Fibelfuß ist in Form eines Tierkopfes ausgebildet. Derartige Tierkopffüße kommen ausschließlich bei Emailfibeln vor und können aufgrund des unterschiedlich starken Abstraktionsgrades selten genauer bestimmt werden, weshalb meist nur eine allgemeine Identifikation als Reptil erfolgt. Der Tierkopffuß des Einbecker Exemplars wird durch eine X-förmige Einkerbung gegliedert und besitzt ein Paar eingepunzte Ringaugen sowie drei Reihen aus bogenförmigen Punzierungen, welche Schuppen darstellen sollen. Die sehr markante Nasenpartie und das schnabelartige Maul ermöglichen eine sichere Bestimmung als Schildkröte. Ähnlich detailreiche Tierkopffüße sind von einer Fibel aus dem gallorömischen Heiligtum Chastelard de Lardiers in den südostfranzösischen Seealpen sowie von einer Fibel aus der römischen Kolonie Augusta Raurica (heute Augst und Kaiseraugst in der Nordschweiz) überliefert.
Die Einbecker Emailbügelfibel kann über Vergleichsfunde in das Ende des ersten sowie in die erste Hälfte des zweiten Jahrhunderts datiert werden und gehört damit dem späten Abschnitt der älteren Römischen Kaiserzeit (Stufe B2) an. Ein völlig identisches Exemplar ist aus Grab 148 in Rheinzabern bekannt.
Emailbügelfibeln treten in den römischen Provinzen als ziviler Gewandschmuck häufig und variantenreich von den westlichen Provinzen (Narbonensis) bis in Donaugebiet (Pannonien) auf. Im Barbaricum hingegen sind sie ausgesprochen selten.
Es zeichnet sich bislang weder eine Produktionsstätte noch ein eng begrenztes Verbreitungsgebiet ab, wenngleich die meisten veröffentlichten Vergleichsstücke aus dem Gebiet zwischen Seine, nördlichem Alpenrand, Rhein und Nordsee stammen.